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Poster: Le Mans 1985

Poster: Porsche gratuliert Team Joest

Die 24 Stunden von Le Mans 1985

Das erste Mal...

Le Mans 1985

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Nach unserem missglückten Versuch im Vorjahr hatten wir es dieses Jahr dann endlich geschafft: Der erste Besuch bei den 24 Stunden von Le Mans! Wir waren sofort begeistert: Auf den Zeltplätzen rund um die Strecke herrschte eine tolle Stimmung und auch das Rennen hatte natürlich viel zu bieten. Dass auf diesen Besuch noch über 30 weitere folgen würden, habe ich damals aber noch nicht geahnt...

Das Rennen war der 4. Lauf der Sportwagenweltmeisterschaft, welches in diesem Jahr eindeutig von Porsche dominiert wurde. Das Porsche Werksteam hatte die auf dem Papier wohl stärkste Truppe aufgeboten: 3 nagelneue Porsche 962 mit den Fahrerteams Ickx/ Mass, Stuck/Bell und dem Trio Watson/Holbert/Schuppan. Der neue Porsche 962 stellte sich im Training als das überlegene Auto heraus und die Fahrer waren begeistert. Derek Bell in einem Interview: "Ich hatte immer Probleme damit, die lange Gerade Vollgas zu fahren, denn die Autos wurden richtig durchgeschüttelt. Im neuen Porsche 962 kann ich bei 350 km/h sogar eine Hand vom Lenkrad nehmen - wunderbar!". Neben den 3 Werkswagen waren noch 10 privat eingesetzte 956 und 962 am Start, dabei wurden die Teams von Joest, Kremer und Brun als durchaus gesamtsiegfähig eingeschätzt. Beim Blick auf die Starterliste fiel auf, das man im Porsche-Werksteam bei den Wagen #1 und #2 noch auf 2 Fahrer pro Auto setzte, während fast alle anderen Teams 3 Fahrer pro Wagen nominiert hatten, dies war ja bereits seit 1977 erlaubt. Hans-Joachim Stuck erzielte im Training mit dem Werks-Porsche #2 eine Zeit von 3.14,80 min, dies war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 251,815 km/h die bis dahin schnellste jemals in Le Mans gefahrene Runde.

Im Donnerstagstraining gab es einen heftigen Unfall. Der Brite Dudley Woods kollidierte in seinem Fitzpatrick-Porsche 962 C mit dem Schweizer Jean-Pierre Frey in seinem Alba AR2. Dies passierte auf der ca. 7 km langen Hunnaudieres-Geraden bei einer Geschwindigkeit von etwa 320 km/h, dabei flogen beide Autos über die Leitplanken und ab in die Bäume. Der Aufprall des Porsche war so heftig, das sogar der Motorblock gespalten wurde. Beide Fahrzeuge konnten natürlich nicht mehr am Rennen teilnehmen, aber zumindest war den Fahrern nichts passiert.

Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 81 Fahrzeuge auf 55 Startplätze beworben. Jacky Ickx, mit insgesamt 6 Gesamtsiegen der erfolgreichste Le Mans Fahrer aller Zeiten, gab in diesem Jahr seine Abschiedsvorstellung. Diese wurde zwar nicht von einem weiteren Sieg gekrönt, aber immerhin sprang noch der diesjährige Rundenrekord dabei heraus.

Das Schweizer Sauber Team hatte für sein Debut in Le Mans einen bärenstarken, Mercedes-5-Liter-V8-Turbo Gruppe-C-Rennwagen mitgebracht. Die Werksunterstützung durch Mercedes war bereits ein Vorzeichen für die kommenden Jahre. Das Auto überzeugte durch die zweitschnellste Geschwindigkeitsmessung auf der Hunnaudieres-Geraden am Mittwoch, aber leider war die Show nach dem Training am Donnerstag schon vorbei. Auf der Suche nach immer mehr Höchstgeschwindigkeit hatte man auf immer mehr Abtrieb verzichtet. Das Resultat war ein Abflug inklusive Überschlag, wobei der Wagen wieder auf allen 4 Rädern landete. Zwar lief der Motor danach immer noch (!), aber der Rest des Fahrzeugs war so demoliert, das das Team einpackte und nach Hause fuhr. Der Fahrer John Nielsen blieb dabei unverletzt.

Ein weiteres Team mit Hoffnung auf den Sieg war die Lancia-Truppe mit 2 Autos vom Typ LC2-85 und den Fahrern Alessandro Nannini, Bob Wollek, Lucio Cesario, Mauro Baldi und Lokalmatador und Vorjahressieger Henri Pescarolo. Die Lancia hatten sich im bisherigen Verlauf der Saison als sehr schnell erwiesen, kämpften aber immer wieder mit Zuverlässigkeitsproblemen.

Weitere Teilnehmer im C1 Prototypenfeld waren u.a. Jaguar, Toyota und WM-Peugeot, die aber alle keine Rolle im Kampf um vordere Plätze spielten.

Dann der Start: Ein unglaubliches Gefühl, wenn ca. 30.000 PS an den Zuschauern vorbeiziehen und man weiß, das geht jetzt 24 Stunden lang so weiter. Vom Start weg führten zunächst die Werks-Lancia und -Porsche, aber beim Porsche-Werk beschloss man wohl, die Sache etwas ruhiger angehen zu lassen und überließ nach kurzer Zeit dem heftig drängelnden privaten Joest-Porsche sowie dem Richard Lloyd Porsche die Spitze, was von allen zunächst einmal als taktisches Manöver betrachtet wurde. Selbst als der Abstand zwischen den Privatiers und dem Werksteam auf eine Runde ausgebaut wurde, machte sich wohl niemand bei Porsche ernsthafte Sorgen.

Aber sowohl beim Joest-Team als auch beim Lloyd-Team war die Kombination aus Geschwindigkeit und Treibstoffverbrauch (welcher ja limitiert war) eindeutig besser und so schaffte Reinhold Joest das Kunststück, zum 2. Mal nach 1984, die Werkswagen zu schlagen. Im Ziel hatte man sogar noch rund 100 Liter Treibstoff für die #7 übrig. Auf Platz 2 mit 3 Runden Rückstand folgte der Porsche von Richard Lloyd-Racing und erst auf dem 3. Platz der favorisierte Werksporsche mit den Fahrern Stuck/Bell. Insgesamt war dieses Ergebnis ein Erfolg für das Kundenprogramm von Porsche. Man akzeptierte es, von den eigenen Kunden geschlagen zu werden - Spaß machte dies den Stuttgartern aber wohl nicht.

Nach 24 Stunden überquerte der Joest-Porsche Nr. 7 als Sieger die Ziellinie, Fahrer waren Klaus Ludwig (der weit mehr als die Hälfte des Rennens gefahren war) , Paolo Barilla (jaja, der aus der italienischen Nudelfabrik) und "John Winter", einem Hobbyrennfahrer, der lediglich 1 Stint gefahren war. Für Klaus Ludwig war dies nach 1979 und 1984 bereits der 3. Le Mans Sieg. Mit Ausnahme der Plätze 6 und 7 (Lancia) gingen übrigens alle Top-10-Plätze an Porsche Fahrzeuge. Klaus Ludwig gewann mit exakt demselben Chassis (956B-117) wie im Vorjahr.

Aus Sicht des Porsche-Werks hatte mit dem Joest-Porsche 956 sicherlich der "falsche" Porsche gewonnen, aber man war so fair nach dem Sieg Glückwunschplakate drucken zu lassen.

Eine Anekdote am Rande: Joest-Pilot "John Winter" hieß eigentlich Louis Krages, kam aus Bremen und benutzte ein Pseudonym, um seine Rennsportaktivitäten vor seiner Familie, vor allem vor seiner Mutter, geheim zu halten. Nach eigenen Angaben ging er davon aus, dass seine Mutter ihn enterben würde, wenn sie von seinem Hobby erfahren würde. Als er jedoch in diesem Jahr in Le Mans gewann, konnte er seine Nebenbeschäftigung auf Grund der zahlreichen Berichte in den Medien nicht mehr geheim halten. Ob er allerdings wirklich enterbt wurde, wurde nicht in den Medien berichtet...

Team LeMansZone 1985

  • Werner Kirchmann
  • Christoph Kortmann
  • Rainer Lippke

Zeltplatz: Houx Annexe

Eintrittskarte 1985

Rennergebnis