Die 24 Stunden von Le Mans 1997

Hinter Gittern

Le Mans 1997

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Das 1997er 24-h-Le-Mans-Event fing traurig an. Zwar freute man sich beim Testtag am 3. Mai über 68 teilnehmende Teams , aber leider verunglückte der junge Franzose Sébastien Enjolras in seinem WR-LM97-Peugeot des französischen Welter-Racing Teams im Laufe des Tages tödlich. Kurz hinter Arnage verlor der Wagen sein komplettes Bodywork, welches bei diesem Auto aus einem Stück bestand. Das Fahrzeug hob ab, flog über die Leitplanken und explodierte, Enjolras war sofort tot. Er galt als eines der größten französischen Talente. Welter verzichtete nach diesem Unglück auf die Le Mans-Teilnahme und zog alle 3 gemeldeten Autos zurück.

Zum Rennwochenende: obwohl die Wettervorhersage wenig Gutes verhieß, war es zwar stark bewölkt, während des Rennens aber durchgängig trocken. Ein großer Wermutstropfen in diesem Jahr war für uns die Tatsache, dass fast alle Zuschauerbereiche an der Strecke mit neuen, mehrere Meter hohen Fangzäunen ausgestattet wurden. Vorbei die Zeiten, als man in der Dunlopkurve von den Stehplätzen vernünftige Fotos machen konnte, jetzt man kam sich eher vor wie im Gefängnis!

Beim Blick auf das Starterfeld gingen wir eigentlich davon aus, dass in diesem Jahr ein Wagen der GT1-Klasse gewinnen würde, Porsche hatte den Vorjahreswagen gründlich überarbeitet. Die Stuttgarter waren wie so oft als Favoriten an die Sarthe gereist, mit 2 Wagen und den Top-Fahrern Hans Joachim Stuck, Bob Wollek, Thiery Boutsen, Ralf Kelleners, Eric Collard und Yannick Dalmas.

Das zweite Werksteam, dem ein Sieg zugetraut wurde, war die Nissan-Crew mit insgesamt 3 Wagen, betreut von Tom Walkinshaw. Während der technischen Abnahme tauchten allerdings für diese Mannschaft bereits die ersten Probleme auf: Laut Reglement muss ein GT1-Fahrzeug tatsächlich über einen Kofferraum verfügen und das Provisorium in Form eines aufblasbaren Kofferraums, das sich die Nissan-Leute ausgedacht hatten, fand unter den Augen der Prüfer keine Gnade. Also mussten die Mechaniker über Nacht einen etwas solideren Kofferraum schaffen und aufgrund dessen den Auspuff neu verlegen. Der lag diesmal wesentlich näher am Getriebe als vorher und das ist genauso schlecht, wie es sich anhört.

Mario Andretti fuhr, wie bereits im Vorjahr, wieder für das Courage Team, diesmal zusammen mit Sohn Michael und Olivier Grouillard. Vorjahressieger Reinhold Joest brachte nur 1 Auto an den Start, das letztjährige siegreiche Chassis mit Michele Alboreto, Stefan Johansson und Neuling Tom Kristensen am Steuer, wieder mit der Joest-Glücksnummer #7.

Nach dem Start um 16:00 Uhr setzte sich sofort der Werksporsche #25 an die Spitze, dicht gefolgt vom Joest-Porsche. Bei Nissan fing das Rennen wenig vielversprechend an: Bereits vor Einbruch der Dunkelheit standen 2 der 3 Wagen zur Reparatur in den Boxen, die Getriebe aller Fahrzeuge überhitzten ständig. Nach 4 Stunden lagen nur noch Wagen mit Porsche-Motor vorne, #25 vor #26 und dem Joest-Porsche #7.

Am Sonntagmorgen hatte sich daran nichts geändert: #25 und #26 drehten wie Uhrwerke ihre Runden, #7 folgte mit etwas Respektabstand und es sah so aus, also könnte der Elsässer Bob Wollek endlich im 26. Anlauf den lang ersehnten Le Mans-Sieg einfahren. Aber dann nahm das Unheil für die Stuttgarter Werksporsches seinen Lauf. Ausgerechnet Routinier Bob Wollek am Steuer des führenden Porsches # 25 leistete sich einen seiner seltenen Fahrfehler bei Arnage, der leider in den Leitplanken endete. Der zweite Werksporsche mit der # 26 erbte daraufhin die Führung. Gegen 13:30 Uhr Sonntagmittag, als sich alle, vermutlich auch Reinhold Joest, schon mit einem Sieg des Werksteams abgefunden hatten, brach bei der #26, bei Vollgas auf der Hunnaudieres-Geraden, eine Ölleitung. Das daraus resultierende Feuer fraß sich in Windeseile bis ins Cockpit. Fahrer Ralf Kelleners blieb nichts anderes übrig als zu stoppen, den Feuerlöschknopf zu drücken und schnellstens das Auto zu verlassen - Game over! Und so lag dann ca. 2 Stunden vor Schluss die #7 in Führung. Entspannen konnten sich Alboreto, Kristensen und Johansson allerdings nicht, denn die dahinter liegenden diversen GT1-McLaren machten Druck, kamen allerdings dem Joest-Porsche nie mehr als 1 Runde nahe.

Das Team Joest erlaubte sich keinen Fehler, brachte den Wagen mit typisch deutscher Perfektion ins Ziel und wiederholte den Vorjahreserfolg. Genau wie 1984 und 1985 schaffte man dabei das Kunststück, zweimal hintereinander mit exakt demselben Chassis den Gesamtsieg einzufahren. Für Joest war es nun bereits der 4. Sieg in Le Mans und das jedes Mal mit der Startnummer 7! Die 3 Fahrer waren übrigens zum 1. Mal in Le Mans erfolgreich, sowohl für Michele Alboreto als auch für Stefan Johansson sollte es bei diesem einen Sieg bleiben. Das der Däne Tom Kristensen noch weitere 8 Siege folgen lassen würde, hat damals wohl niemand geahnt.

Aber Le Mans braucht nicht nur Sieger, sondern auch Helden. Den mit Abstand größten Applaus bei der Zieleinfahrt gab es für das italienische Moretti-Team, das als Underdog mit ihrem Ferrari 333SP den 6. Platz belegte - niemand hatte mit ihrer Zielankunft gerechnet. Die Fans liebten dieses Auto und den Enthusiasmus der Fahrer. Vor lauter Aufregung darüber, dieses Rennen überhaupt zu beenden drehte sich der Besitzer und Fahrer Gianpiero Moretti mit dem Wagen sogar noch zweimal in der letzten Runde, aber dann klappte es doch noch mit der ersten Zielankunft eines Ferrari-Prototypen seit vielen Jahren.

Team LeMansZone 1997

  • Diddy Born
  • Reinhard Brügger
  • Ihno Goldenstein
  • Werner Kirchmann
  • Michael Kirsch
  • Christoph Kortmann
  • Rolf Sommer
  • Thomas Zander

Zeltplatz: Expo

Eintrittskarte 1996

Rennergebnis