Die 24 Stunden von Le Mans 2010

C'est une catastrophe!

Le Mans 2010

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Bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans gab es ein Novum in der langen Geschichte des Rennens, nämlich den Einsatz eines Fahrerteams bestehend aus einem Vater mit seinen 2 Söhnen. Ex-F1-Weltmeister Nigel Mansell ging im stolzen Alter von 57 Jahren zusammen mit seinen Söhnen Greg und Leo in einem Ginetta-Zytek in der LMP1-Klasse in Le Mans an den Start. Der A.C.O. war so nett, dem Trio, die von Nigel Mansell so heißgeliebte Startnummer 5 zu geben, denn mit dieser Nummer hatte der Engländer in der Formel 1 seine größten Erfolge erzielt. Die britischen Fans freuten sich sehr auf diesen Auftritt, aber, so viel vorweg, leider dauerte die Vorstellung nur kurz. Bereits in der 4. Runde setzte Nigel den Wagen in der Indianapolis-Kurve in die Leitplanken. Der Aufprall war sehr heftig und aufgrund der Bergung des Fahrzeugs und der erforderlichen Reparaturen an den Leitplanken kamen die Safety-Cars zum Einsatz. Mansell wurde vorsichtshalber ins Medical Center gebracht, welches er aber nach kurzer Zeit wieder verlassen konnte.

Zu den Hauptdarstellern: Audi gegen Peugeot - das mittlerweile schon klassische Duell der beiden Giganten um den Gesamtsieg ging 2010 in die 4. Runde, bisheriger Stand in der Partie Ingolstadt gegen Velizy - 2:1.

Audi hatte den R15 TDI nach der Niederlage im letzten Jahr gründlich überarbeitet, folgerichtig hieß das Modell jetzt R15 plus. Peugeot setzte wie bereits im Vorjahr 4 Autos vom Typ 908 HDi FAP ein. 3 davon als Werkswagen, der 4. Peugeot wurde vom französischen Team Oreca betreut.

Die Peugeot waren wieder einmal klar schneller und nach dem Vorjahreserfolg auch in der Favoritenrolle. Bei Audi jedoch rechnete man sich aufgrund des niedrigeren Treibstoffverbrauchs durchaus Chancen aus, denn der R15 schaffte mit einer Tankfüllung 13 Runden, der Peugeot 908 nur 12.

Wie schon in den letzten 3 Jahren hatte sich ein Peugeot die Pole Position geschnappt, aber der Polesetter, die #3, fiel bereits nach 3 Stunden aus. Das Auto kam zunächst mit einem Reifenschaden an die Box. Dort stellte sich aber heraus, das als Folge dessen die komplette Radaufhängung aus dem Kohlefaserchassis herausgerissen war und so etwas lässt sich nicht auf die Schnelle reparieren. Game over für die bis dahin führende #3 von Pedro Lamy, Sebastien Bourdais und Simon Pagenaud.

Peugeot #2 übernahm daraufhin die Führung und behielt diese auch die ganze Nacht, keiner der Audis konnte den schnellen Franzosen folgen. Kurz nach 7:00 Uhr erwischte es aber auch diesen Peugeot, als jede Menge Flammen aus dem rechten Auspuff kamen. Franck Montagny rollte anfangs der Hunnaudieres-Geraden mit einem satten Motorschaden aus und zum ersten Mal ging ein Audi in Führung.

Anthony Davidson im Peugeot #1, der zu diesem Zeitpunkt aufgrund einiger Probleme schon etwas zurück lag, startete sofort eine Aufholjagd, um den Audi den Sieg doch noch zu entreißen. Dabei räumte er bei einem sehr optimistischen Überholmanöver in den Porsche Kurven sogar einen der Werks-Corvettes von der Strecke, konnte aber weiterfahren. Aber wenig später signalisierten Flammen aus dem rechten Auspuff einen weiteren Peugeot-Motorschaden.

Als dann auch noch der von Oreca eingesetzte Peugeot #4 kurz vor Schluss ebenfalls mit einem Motorschaden ausschied, war das Desaster für die Franzosen perfekt. Und so wurde den Franzosen auf drastische Weise ein altes Sprichwort im Langstreckensport wieder bewusst gemacht: "To finish first, you first have to finish!". Ein Mitglied des französischen Teams fasste das Rennen in einem Interview nach Rennende so zusammen: "C'est une catastrophe"!

Später hieß es bei Peugeot, dass der Zulieferer der Pleuel einen Produktionsfehler gemacht hätte. Nicht wenige hielten aber den von Audi permanent erzeugten Druck für die Hauptursache der Motorschäden. War man bei Peugeot durch das Tempo der Audi gezwungen worden, über die Belastungsgrenze hinaus zu gehen? Das Gesamttempo dieses Rennens war jedenfalls extrem hoch, es gab kaum Safety-Car-Einsätze und so wurde mit der vom Sieger zurückgelegten Gesamtdistanz von 5.410 km der 39 Jahre alte Distanzrekord von 1971 geknackt.

Nachdem alle Peugeots aus dem Rennen waren, fuhren die 3 Audi R15 in den letzten 2 Stunden relativ locker einem marketinggerechten 1-2-3 Fotofinish entgegen und die einheimischen Zuschauer konnten sich wohl nur noch damit trösten, das mit Romain Dumas immerhin ein Franzose Mitglied des siegreichen Fahrerteams war.

Der Sieg in der GT1 Klasse, welche wohl im nächsten Jahr abgeschafft wird, ging an einen Dinosaurier, den Labre Saleen mit einer 7- Liter-V8-Ford-Maschine, welche einen infernalischen Sound produzierte. Die favorisierten Alphand Corvettes mussten sich mit dem 2. Platz in der Klasse zufrieden geben. Neben der LMP1 Klasse gab es auch in der GT2 Klasse den Sieg eines deutschen Teams mit einem deutschen Auto - hier war das Porsche-Felbermayr Team erfolgreich.

In der kleinen Prototypenklasse LMP2 haben wir natürlich wieder unserem KSM-Team die Daumen gedrückt und nach dem Pech der letzten beiden Jahre gelang dieses Jahr endlich eine Zielankunft. Die letzten Kilometer bis zum Ziel wurde der KSM-Lola vom Japaner Hideki Noda gefahren, der bei der Zieldurchfahrt auch ein paar Tränen im Auge hatte, denn hier endete seine über 20 Jahre lange Karriere, es war sein letztes Rennen. Nach dem Rennen kam übrigens noch das fast komplette KSM-Team zu uns auf den Zeltplatz, um mit uns zusammen die erste Zielankunft in Le Mans zu feiern. Obwohl die Truppe fast 72 Stunden Nonstop gearbeitet hatte, nahm man sich die Zeit für uns Fans - Chapeau! Eigentlich wollten sie übrigens nur kurz auf ein paar Kölsch zu uns kommen, aber dann wurde es trotzdem fast Mitternacht... und aus den paar Bieren wurden ein paar mehr.

Team LeMansZone 2010

  • Hansgerd Bramann
  • Georg Dannewald
  • Ihno Goldenstein
  • Gerd Grau
  • Frank Häring
  • Andreas Höving
  • Isabell Höving
  • Thomas Höving
  • Hendrik Hustert
  • Franz-Josef Jansen
  • Werner Kirchmann
  • Michgael Kirsch
  • Andreas Lörzer
  • Sebastian Raiss
  • Stefan Salewski
  • Rolf Sommer
  • Alfred Thusch

Zeltplatz: Bleu Nord

Eintrittskarte 2010

Rennergebnis