Die 24 Stunden von Le Mans 2001

Fischwetter

Le Mans 2001

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Das Motorsportjahr begann mit einer traurigen Nachricht. Etwa 6 Wochen vor dem Rennen in Le Mans kam der Italiener Michele Alboreto bei Testfahrten auf dem Lausitzring in seinem Audi R8 ums Leben. Nach einem Reifenschaden hinten brach der Wagen bei einem Tempo von über 300 km/h aus, überschlug sich mehrfach und flog über die Leitplanken. Alboreto hatte keine Chance und verstarb noch am Unfallort. Als Konsequenz aus diesem Unfall stattete Audi den R8 mit Luftdrucksensoren in den Reifen aus, um einen "schleichenden Plattfuß" künftig frühzeitig erkennen zu können.

Das Interesse der englischen Zuschauer konzentrierte sich in diesem Jahr auf die Rückkehr der Traditionsmarke Bentley nach Le Mans. Die Erinnerung an die Bentley-Siege in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts durch die berühmten "Bentley-Boys" hatten für großes Interesse der britischen Fans für dieses Rennen gesorgt. Dieses Mal hatte der Einsatz aber eine ganz andere Vorgeschichte, denn die Marke Bentley befindet sich seit 1998 bereits in deutscher Hand und gehört, genau wie Audi, zum VAG Konzern.

Der Bentley Exp8 wurde nach dem LMGTP-Reglement gebaut (geschlossener Prototyp mit 900 kg Mindestgewicht) und basierte auf dem Entwurf des ebenfalls geschlossenen Audi R8C aus dem Jahr 1999. Entwickelt und fertiggestellt wurde der Wagen in Norfolk, England, was sicherlich auch Marketing-Gründe hatte, denn ein "Engländer" aus Ingolstadt, das wäre von den britischen Fans wohl kaum akzeptiert worden. Über die Tatsache, dass der Motor im Heck der gleiche wie im R8 der Konzernschwester Audi war, konnten die meisten Fans noch großzügig hinwegsehen.

Ein weiterer neuer Wagen aus England war der MG-Lola EX257. Bei MG sah man wohl eine Möglichkeit, mit einem serienbasierten Triebwerk erfolgreich in der LMP675-Klasse mitmischen zu können. Die verwendeten Chassis kamen von Lola, die beiden MG waren also, anders als die Bentley, "echte" Engländer.

Zu den beiden Renntagen: Es war richtig nass!!! Mit einem Autorennen hatte das eigentlich nicht allzu viel zu tun, für die Fahrer ging es meistens nur darum, heil durch das Chaos der manchmal völlig überfluteten Strecke zu kommen. Die Safetycar-Fahrer, welche aufgrund der zahllosen Unfälle recht häufig im Einsatz waren, wurden zeitweise sogar per Funk von der Rennleitung gebeten, langsamer zu fahren. Die Rennwagen hatten mit ihren breiten Reifen, trotz Regenprofil, mehr Probleme mit Aquaplaning als die serienbereiften Safetycars und kämpften vor allem im Anstieg zur Dunlop-Brücke mit durchdrehenden Rädern.

Zweikämpfe und Rad-an-Rad-Duelle waren bei diesen Streckenverhältnissen einfach nicht drin, es ging nur darum, die Autos auf der Straße zu halten. Ian McKellar, einer der Fahrer des Saleen #62, drückte es nach dem Rennen in einem Interview mit Radio Le Mans ziemlich drastisch aus: "Ich kann ehrlich sagen, dass dies das erste Mal war, das ich mir hinter dem Lenkrad eines Rennwagens selbst in die Hosen geschissen habe".

Abgesehen von den Streckenkonditionen, welche für die Fahrer sehr schwierig waren, stellten die enormen Wassermassen auch die Fahrzeugelektronik vor Probleme, etliche Zwangsaufenthalte in den Boxen waren die Folge.

Die Ankommerquote war aufgrund der ganzen Unfälle sehr niedrig, nur 20 der 48 Starter kamen in die Wertung und einige davon waren nach vielen Reparaturpausen extrem langsam unterwegs oder parkten sogar bis kurz vor Schluss in den Boxen.

Auch unser Camping-Zelt stand reichlich unter Wasser und der Zeltplatz Karting Nord glich doch sehr der Mecklenburgischen Seenplatte - echtes "Fischwetter"!

Die wenigen Highlights: Nach der ersten Rennstunde gab es ein relativ unerwartetes Klassement: Martin Brundle führte im Bentley #7 vor Klaus Graf im Panoz #11 und erst auf dem 3. Platz fuhr Frank Biela in einem der hoch favorisierten Audi. Später führte sogar der Panoz kurzfristig und einer der MG fuhr bis auf den 3. Platz vor.

Mit fortschreitender Renndauer entpuppte sich das aber als Strohfeuer, weder Bentley #7 noch Panoz #11 und keiner der beiden MG sahen die Zielflagge. Auch die beiden Cadillac waren wie bereits im Vorjahr absolut chancenlos, die #6 kam mit großem Abstand auf Platz 15 ins Ziel, Cadillac #5 kam nur 56 Runden weit. Immerhin stellte die Marke in diesem Jahr die Safetycars (Cadillac STS) und war somit zumindest gelegentlich im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Der von fast allen erwarteten Audi-Doppelsieg (das Werksteam setzte in diesem Jahr nur 2 Autos ein) braucht wohl nicht weiter kommentiert zu werden. Das Joest Team war einfach wieder eine Klasse professioneller als alle anderen. Der einzige Ausfall eines Audis an diesem Wochenende betraf den privaten Johansson-Motorsport-Audi mit der #3. Nachdem dieses Auto bereits durch seine Teilnahme an einer Massenkarambolage kurz nach dem Start zurückgefallen war, fiel es später mit einem technischen Defekt aus.

Einzige Überraschung auf dem Podest und natürlich von den zahlreichen britischen Fans umjubelt, war der drittplatzierte Bentley # 8 mit Andy Wallace, Eric van de Poele und Butch Leitzinger. Der Rückstand auf den zweitplatzierten Audi betrug allerdings volle 14 Runden.

In der GTS-Klasse erzielte Chevrolet einen Doppelsieg, aber auch in dieser Klasse fehlte echter Wettbewerb, denn die in den letzten beiden Jahren erfolgreichen Chrysler Viper traten nicht mehr an. Lediglich in der Porsche-Klasse, äh GT-Klasse, war es ein bisschen spannender. Bemerkenswert war, dass es ein Auto aus dieser, vermeintlich langsamsten, Klasse schaffte bis auf den 6. Platz im Gesamtklassement vorzufahren.

Team LeMansZone 2001

  • Georg Dannewald
  • Ihno Goldenstein
  • Werner Kirchmann
  • Andreas Lörzer

Zeltplatz: Karting Nord

Eintrittskarte 2001

Rennergebnis