Die 24 Stunden von Le Mans 2007

Einer kam durch

Le Mans 2007

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Das Starterfeld war in diesem Jahr mit 55 gemeldeten Wagen größer als sonst, denn der A.C.O. hatte am Ende der Boxengasse 5 neue Garagen gebaut und der daneben liegende Parc fermé wurde dadurch etwas kleiner.

Peugeot war zurückgekehrt, 14 Jahre nach dem letzten Sieg der Franzosen in Le Mans war das Team aus Vélizy bei Paris wieder am Start. Genau wie Audi setzte man auf einen mit einem Dieselmotor angetriebenen LMP1, allerdings in der geschlossenen Variante. Die Leistungsdaten des Peugeot 908 HDi FAP waren ähnlich beindruckend wie beim Konkurrenten aus Ingolstadt: 12 Zylinder, 5.5 Liter Hubraum, Turbolader, ca. 700 PS und ein maximales Drehmoment von 1.200 Nm. Die meisten Fans freuten sich riesig über den Einsatz von Peugeot, denn nach Jahren der Audi-Dominanz ohne ernsthaften Wettbewerber gab es nun endlich mal einen Konkurrenten aus der gleichen Gewichtsklasse. Natürlich erwartete niemand ernsthaft, das die Franzosen bereits im ersten Jahr in Le Mans siegfähig sein würden, aber man weiß ja nie...

Audi nahm die Herausforderung auf jeden Fall ernst und war mit 3 R10-TDI an der Sarthe erschienen, im Vorjahr hatte man nur 2 Fahrzeuge eingesetzt. Die #1 war mit dem im Vorjahr siegreichen Trio Marco Werner, Emanuele Pirro und Frank Biela besetzt, #2 mit "Monsieur Le Mans" Tom Kristensen, Allan McNish und Rinaldo Capello, und in der #3 teilte sich ein "Juniorteam" bestehend aus Lucas Luhr, Mike Rockenfeller und Alexandre Prémat das Lenkrad.

Die Franzosen traten mit 2 Fahrzeugen an, Fahrer waren Stéphane Sarrazin, Pedro Lamy, Sébastien Bourdais, Nicolas Minassian, Marc Gené und der kanadische Formel-1-Weltmeister von 1997, Jacques Villeneuve. Zahlenmäßig stand es vor dem Rennen also 3:2 für Ingolstadt und der Einsatz dieses Extra-Fahrzeugs sollte sich für die Deutschen in der Folge auch auszahlen.

Der Start: Der Franzose Sebastian Bourdais im Peugeot #8 hatte im Training die Pole Position erzielt und auch bei vorangegangenen Testfahrten war man schneller als die Audis unterwegs. Aber Audi hatte während der Tests offensichtlich extrem tiefgestapelt. Unmittelbar nach dem Fallen der Startflagge ließen die Ingolstädter die Katze aus dem Sack und zogen den Peugeots ganz souverän davon, man gönnte Ihnen noch nicht einmal eine einzige Führungsrunde. Ein völlig frustrierter Stephane Sarrazin gab wenige Stunden später bei einem Interview im Radio Le Mans zu Protokoll, das die Peugeots der Renngeschwindigkeit der Audis zu keiner Zeit folgen konnten.

Es gab also kaum Zweikämpfe an der Spitze, aber dafür viel Drama: Audi hatte zwar 3 Wagen am Start, aber zum früher üblichen 1-2-3 Sieg reichte es diesmal nicht. Mike Rockenfeller vom "Juniorenteam" demolierte seinen R10 bereits nach 3 Stunden in der neugestalteten Tertre Rouge-Kurve, auf nasser Piste hatte er es etwas zu flott angehen lassen. Über eine halbe Stunde lang versuchte er, den Wagen wieder zum Laufen zu bringen. Wie oft schon hatten wir völlig zerstört aussehende Audis zurück zur Box humpeln sehen, die dann allerdings kurze Zeit später vollständig repariert wieder am Rennen teilnahmen. Der Aufprall der #3 mit dem Heck in die Leitplanken war aber hart gewesen, das Getriebe war so beschädigt, das ein Weiterfahren unmöglich war. Da waren es nur noch zwei...

Das nächste Drama passierte dann gegen 7:00 Uhr Sonntagmorgens, als der bis dahin führende Audi #2 mit Dindo Capello am Steuer zwischen Mulsanne und Arnage ein Rad verlor. Der folgende Abflug war heftig, der Italiener entstieg dem Wrack gottseidank unverletzt. Das Auto war nur noch Schrott und somit blieb nur noch ein Audi übrig.

Der bis dahin zweitplatzierte Audi #1 übernahm sofort die Spitze und führte dann souverän, aber jetzt durfte nichts mehr schiefgehen, denn direkt dahinter folgten die beiden Peugeots und ein Pescarolo.

Auch bei Peugeot gab es Unvorhergesehenes: Für den Wagen #7 war das Rennen leider 2 Stunden zu lang, gegen 13:00 Uhr mittags verschwand das Auto mit Motorproblemen in der Garage und ward nicht mehr gesehen. Der PR-trächtige Einsatz von Ex-F1-Weltmeister Jacques Villeneuve in diesem Auto hatte sich bis dahin nicht wirklich ausgezahlt, denn insbesondere bei nasser Piste waren die Rundenzeiten seiner beiden Teamkollegen deutlich besser.

Beinahe hätte das Schwesterauto #8 das gleiche Schicksal ereilt. Die letzten Runden des Rennens lief der Wagen mit "Local Hero" Sébastien Bourdais (er stammt aus Le Mans) nur noch im Schneckentempo. 10 Minuten vor Schluss stoppte Bourdais kurz vor der Ziellinie und wartete mit laufenden Motor auf die Zielankunft des Audi #1 und rettete so den 2. Platz nur ganz knapp über die Linie. Laut Reglement ist dieses Anhalten auf der Strecke eigentlich verboten, aber da es ein französisches Auto war, noch dazu mit einem Fahrer aus Le Mans am Lenkrad, wurden alle Augen zugedrückt. Bourdais erklärte nach dem Rennen, er hätte mit diesem Auto keine weitere Runde geschafft!

Und so sah dann das Podium diesmal sehr erfreulich bunt aus, mit Audi, Peugeot und Pescarolo standen 3 verschiedene Teams darauf und zur Freude der einheimischen Zuschauer war auch Lokalmatador Sébastien Bourdais mit auf dem Treppchen dabei. Vive la France!

Auch die GT1-Klasse war dieses Jahr wieder sehenswert. Das Duell der beiden Werksteams von Corvette und Aston Martin um den Sieg ging in diesem Jahr bereits in die 3. Runde. Nach der bisherigen 2:0 Führung des gelben Teams schafften die Engländer, zur Freude der britischen Zuschauer, in diesem Jahr endlich den Anschlusstreffer. Zu Hilfe kam den Briten der recht frühe Ausfall einer der beiden Werks-Corvette mit defekter Antriebswelle sowie eine wetterbedingte Safety-Car-Phase in den letzten 2 Stunden des Rennens, welche ein spannendes Schlussduell leider verhinderte. Der Ausfall der Corvette #64 hatte übrigens eine recht kuriose Ursache und war bedingt durch langes, und vorallem langsames hinter einem Safety-Car herfahren. Um während der Safety-Car-Phasen Sprit zu sparen wurden durch die Motorsteuerung mehrere Zylinder beim Fahren abgeschaltet. Leider entstanden dadurch sehr starke Motorvibrationen, die letztendlich zum Bruch der Antriebswellen führten.

Safety-Car: Diese eigentlich recht sinnvolle Erfindung ging uns dieses Jahr ziemlich auf die Nerven, denn die Dinger wurden nach unserem Geschmack viel zu häufig auf die Strecke geschickt. Okay, wenn Wracks von der Strecke geräumt und wenn Leitplanken repariert werden müssen, und wenn das Regenwasser in Sturzbächen über die Strecke läuft, dann sieht man das ja ein. Aber müssen Safety-Cars rausgeschickt werden, nur weil es stark regnet?

Kölner unterstützen Kölner! Mit diesem Motto auf unseren T-Shirts drückten wir in diesem Jahr unserer Kölner Heimmannschaft von Kruse Motorsport die Daumen, die mit einem Pescarolo-Judd in der LMP2-Klasse an den Start gingen. Am Freitag während des Pitwalks waren wir zu Gast in der Box und Teamchef Kai Kruse nahm sich ausgiebig Zeit, uns den Wagen zu erklären und unsere Fragen zu beantworten. Zu dieser Zeit war man noch mit der Reparatur des Getriebes beschäftigt, das durch einen Ausrutscher während des Trainings beschädigt worden war. Auf dem Kruse-Pescarolo wurden sogar fürs Rennen unsere "www.LeMansZone.de"-Aufkleber aufgebracht.

Alles Daumen drücken unsererseits half dann aber nichts, leider ging gegen Mitternacht der Motor kaputt, unsere Stimmung beim Frühstück am Sonntagmorgen war deshalb etwas verhagelt. Kruse Motorsport waren aber bei weitem nicht die einzigen in dieser Klasse, die ihr Auto nicht ins Ziel brachten. Nach Rennende gab es noch nicht einmal ein volles Podium, nur 2 der 11 Starter der LMP2-Klasse sahen die Zielflagge.

Team LeMansZone 2007

  • Andre Alexander
  • Georg Dannewald
  • Ihno Goldenstein
  • Joachim Hoffmann
  • Franz-Josef Jansen
  • Jan Kilbak
  • Werner Kirchmann
  • Andreas Lörzer
  • Hans Pelzer
  • Dieter Runde
  • Stefan Salewski
  • Roman Schneider
  • Rolf Sommer
  • Alfred Thusch

Zeltplatz: Expo

Eintrittskarte 2007

Rennergebnis