Die 24 Stunden von Le Mans 2008

Schon wieder Audi...

Le Mans 2008

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Das diesjährige Rennen bot viel Spannung, reichlich Höhepunkte und die Neuauflage zweier Werksduelle. Audi trat wieder gegen Peugeot in der LMP1-Klasse an und das Duell Corvette gegen Aston Martin in der GT1-Kategorie ging mittlerweile in die 4. Runde.

LMP1: Warum schon wieder Audi? Peugeot hatte Audi in allen 3 Rennen der Le Mans-Serie besiegt und auch an der Sarthe war man mit sensationellen Rundenzeiten unterwegs. Der Peugeot #8 mit dem Trio Pedro Lamy, Stephane Sarrazin und Alexander Wurz schaffte im Rennen eine Rekordrunde von 3:19.394, das war fast 8 Sekunden schneller als im Vorjahr!

Trotzdem haben die Franzosen verloren, denn was sie auf der Strecke gewannen, wurde bei den Boxenstopps zu einem guten Teil wieder verschenkt. Der Unterschied zwischen teutonischer Effizienz und französischem Laissez-faire wurde besonders in der letzten Stunde deutlich. Bei den letzten Boxenstopps lagen bei Peugeot trotz nasser Fahrbahn die Trockenreifen bereit und umgekehrt und beim allerletzten Stopp der #8 stieg Stephane Sarrazin aus dem Auto - nur um festzustellen, dass kein anderer Fahrer bereit stand, um ihn abzulösen. Hatten die eigentlich keine Funkgeräte? Die Peugeots kamen gegen Rennende relativ beliebig in die Box, fuhren wieder heraus, manchmal 2 auf einmal, das sah ziemlich chaotisch aus. Audi funktionierte als Team deutlich besser, da klappte jeder Boxenstopp perfekt.

Die Zahlen am Ende des Rennens zeigten dann auch den Unterschied deutlich auf: Der siegreiche Audi #2 verbrachte 32 Minuten an der Box, der zweitplatzierte Peugeot #7 insgesamt 41 Minuten - und beide Fahrzeuge hatten keine außerplanmäßigen Reparaturen. Dieser Unterschied ließ sich auch durch schnellere Runden auf trockener Piste nicht wettmachen.

Die schlechteren und aufgrund des höheren Treibstoffverbrauchs auch häufigeren Boxenstopps der Franzosen waren aber nicht der alleinige Grund für die Niederlage, mitentscheidend war auch der am frühen Sonntagmorgen einsetzende Regen. Auf feuchter und nasser Fahrbahn nahm der Däne Tom Kristensen dem direkten Verfolger Jacques Villeneuve teilweise bis zu 30 (!) Sekunden pro Runde ab. Der Kommentator bei Radio Le Mans: "Wie gut war Villeneuve eigentlich früher in der F1 im Regen?" Co-Kommentator: "Nicht so gut...". Sorry Peugeot, sorry Jacques, aber bei diesen Bedingungen seid ihr offensichtlich nicht konkurrenzfähig - und wie man weiß, regnet es an der Sarthe gelegentlich.

Ein bisschen erinnerte dieser Audi-Sieg an den Sieg vor 4 Jahren. Auch damals war der französische Wettbewerber (Pescarolo) auf der Strecke deutlich schneller. Und auch schon damals beschränkte man sich bei Audi darauf, gleichmäßig die Runden zu ziehen, sich aus allem Ärger rauszuhalten und so wenig Zeit wie nur irgend möglich an der Box zu verbringen. Und am Schluss waren sie dann wieder vorne. Die Ingolstädter wissen wie man gewinnt, auch wenn man nicht in der Favoritenrolle ist.

Für Tom Kristensen war es bereits der 8. Sieg, seine Kollegen Capello und McNish waren jeweils zum 2. Mal erfolgreich und der Audi R10 TDI fuhr den 3. Sieg in Serie ein. Obendrein kündigte Audi nach dem Rennen für das nächste Jahr die Konstruktion eines neuen Diesel-Prototypen an.

In der inoffiziellen "LMP 1.5"-Klasse (das sind die LMP1-Autos, die mit Benzinmotor fahren) behielt wieder einmal Henri Pescarolos Team die Oberhand. Da aber die 6 Diesel-Fahrzeuge allesamt durchkamen blieb nur der magere 7. Platz im Gesamtklassement übrig. Der von vielen Zuschauern mit Spannung erwartete Lola-Aston Martin war anfangs sehr schnell, fiel jedoch schon recht früh durch einen Unfall aussichtslos zurück. Der Veranstalter A.C.O. hat übrigens für das nächste Jahr neue Restriktionen für die Diesel-LMP1 angekündigt, vielleicht werden die Benziner ja 2009 konkurrenzfähig.

LMP2: Erstmalig erschien der Porsche RS Spyder in Frankreich und die Anzahl der Porsche Trucks im Fahrerlager sowie die Anwesenheit von Chefingenieur Norbert Singer waren ein deutliches Indiz dafür, dass man in Stuttgart nicht mit einer Niederlage plante. Dieser Wagen wurde bereits 2005 Jahr als Kundenprojekt für Porsche Nordamerika entwickelt und ursprünglich exklusiv von Penske Racing in der American Le Mans Series (ALMS) eingesetzt. Ab 2007 konnten dann auch weitere Teams dieses Fahrzeug zum stolzen Preis von 1.2 Millionen € erwerben. Beim A.C.O. war man nicht wirklich begeistert darüber, dass Porsche dieses Fahrzeug gebaut hatte, denn die LMP2-Klasse war eigentlich als preiswerte Prototypenklasse für Privatiers und die deutlich billigeren Autos von Anbietern wie Lola, Radical, Pescarolo und Zytek vorgesehen. In der Folge entstand eine 2-Klassen-Gesellschaft: Es gab Teams, die sich den Einsatz des überlegenen Porsche RS Spyder leisten konnten und solche, die sich das nicht leisten konnten.

Reine Werkseinsätze gab es mit diesem Fahrzeug nie, aber die beiden privaten Porsche Teams, die in diesem Jahr in Le Mans antraten, hatten solide Werksunterstützung und dem dänischen Essex-Team wurde sogar noch Porsche-Werksfahrer Sascha Maassen ausgeliehen. Es kam, es wie es kommen musste: Premierensieg für den Porsche RS Spyder und für das neue holländische van Merksteijn-Team an der Sarthe, dahinter folgte der dänische Porsche. Alle anderen waren Statisten, aber erfreulicherweise war die Ankommerquote deutlich höher als im letzten Jahr.

Über den Rennverlauf bei der von uns angefeuerten Kruse Schiller-Truppe mit ihrem Lola-Mazda #44 brauchen wir hier an dieser Stelle nicht mehr viel sagen. Die heroische Leistung, das im Mittwochs-Training total zerstörte Auto doch noch neu aufzubauen und an den Start zu bringen ging durch die Medien. Leider war dann am Sonntagmorgen gegen 3:00 Uhr Feierabend, als der französische Fahrer Jean de Pourtales mit einem Getriebedefekt auf der Strecke liegen blieb.

GT1: Der Kampf zwischen Aston Martin und den Corvettes war wieder mal ein Knüller, leider blieb dies in der durch das Audi - Peugeot-Duell dominierten Berichterstattung diesmal etwas wenig beachtet. Fast gleiches Renntempo bei den Konkurrenten, schnelle Rundenzeiten unabhängig davon, wer gerade im Cockpit saß, fehlerfreie Boxenstopps, da konnte bereits der Ausrutscher eines Mechanikers beim Reifenwechsel einen Führungswechsel verursachen. An der Spitze lieferten sich der Aston Martin #009 und die Corvette #63 einen gnadenlosen Kampf. Im Laufe der Nacht holte der Aston Martin eine Runde Vorsprung heraus, weil die Corvette einmal auf der Strecke anhalten musste sowie etwas Zeit bei einem zusätzlichen Bremsbelag-Wechsel verlor. Im seit dem Jahr 2005 stattfindenden Duell Dearborn - Gaydon steht es jetzt 2:2 - die Fortsetzung folgt hoffentlich nächstes Jahr.

GT2: Zum ersten Mal Ferrari - Die zahlenmäßige Überlegenheit der F430 hatte dies schon vor dem Rennen erwarten lassen, denn 7 der 12 Autos in dieser Klasse stammten aus Maranello. Allerdings half die Porsche Fraktion kräftig mit, als sich 2 der 3 vorhanden Porsches gegenseitig ins Auto fuhren und sich damit aller Siegchancen beraubten.

Am Sonntag vermeldete der Veranstalter den Rekordbesuch von 258.500 Zuschauern, zu dem auch wir unseren Teil beigetragen hatten, denn wir waren diesmal mit 15 Teilnehmern zahlenmäßig so stark vertreten wie noch nie. Soziales, kulturelles und auch promillemäßiges Highlight war sicherlich die Party der holländischen Fangruppe "Drinking for Holland" am Freitag auf dem Zeltplatz Maison Blanche, dort gab es sogar 2 Amsterdamer Live-Bands auf einer eigens dafür mitgebrachten Bühne. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr!

Team LeMansZone 2008

  • Diddy Born
  • Hansgerd Bramann
  • Georg Dannewald
  • Gerd Grau
  • Ihno Goldenstein
  • Frank Häring
  • Franz-Josef Jansen
  • Werner Kirchmann
  • Michael Kirsch
  • Andreas Lörzer
  • Hans Pelzer
  • Sebastian Raiss
  • Rolf Sommer
  • Alfred Thusch

Zeltplatz: Expo

Eintrittskarte 2008

Rennergebnis