Die 24 Stunden von Le Mans 2015

Spannung pur

Le Mans 2015

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Wow, was für ein Rennen! Spannung von Beginn an, häufige Führungswechsel und dann auch noch ein Überraschungsteam als Gesamtsieger. Im Vorfeld auf einen Sieg von Porsche zu wetten, das war dieses Jahr nicht wirklich abwegig. Aber das ausgerechnet das 3. Auto der Zuffenhausener mit dem nur wenig eingespielten Junior-Team-Trio Earl Bamber, Nick Tandy und Nico Hülkenberg die Kastanien aus dem Feuer holen würde, damit hatten wohl die Wenigsten gerechnet.

Aber zurück zum Anfang: Bei Toyota, Audi und Porsche stand die Teilnahme ja schon seit langem fest, und nachdem Nissan ebenfalls vor über einem Jahr die Rückkehr nach Le Mans angekündigt hatte, freuten sich viele Fans schon auf einen deutsch-japanischen Vierkampf. Zu früh gefreut, denn die beiden japanischen Teams patzten mehr oder weniger.

Nissan: Ganz viele Presseberichte, jede Menge YouTube-Filme und ein superteurer Werbespot in der Halbzeitpause des US-Superbowl - man hatte den Mund vor dem Rennen richtig voll genommen. Die 3 Nissan GT-R LM Nismo mit ihren langen Motorhauben sahen bei der Präsentation ultracool aus und viele Fans begrüßten die Idee, mit dem Frontmotor mal etwas ganz anderes als die Wettbewerber zu wagen. Aber dort wo es zählt, auf der Rennstrecke, wurde dann nichts gezeigt: Ein paar langsame Testrunden in Sebring, die Absage der ersten beiden WEC-Läufe und das Desaster am Testtag, wo nicht einmal der Speed der LMP2-Autos erreicht wurde, das alles ließ nichts Gutes für das Rennen befürchten. Und so kam es denn auch. Nur ein Auto kam ins Ziel und das landete noch nicht einmal in der Wertung, weil zu wenig Runden gefahren wurden. Es sah fast so aus, als ob die Nissan Marketing-Abteilung mehr Budget als das Rennteam hatte - der Auftritt dieser Truppe war einfach nur peinlich. Nach dem Rennen wurde publik, dass man das Hybridsystem zu keiner Zeit ans Laufen bekommen hatte, man war also nur mit den PS des Benzinmotors unterwegs. Ist das wirklich alles, was ein Hersteller wie Nissan nach mehr als einem Jahr Entwicklungszeit zu bieten hat?

Toyota: Eine der Lektionen aus dem letzten Jahr, als man zwar die beiden mit Abstand schnellsten Autos hatte, aber aufgrund eines Unfalls sowie einer technischen Panne trotzdem nicht siegte, hieß ganz klar: Bring beim nächsten Mal ein 3. Auto mit nach Le Mans! In Tokyo war man aber auch in diesem Jahr wieder nicht bereit, das zusätzliche Budget locker zu machen und so trat man als einziges Werksteam in der LMP1-Klasse mit nur 2 Fahrzeugen an. Die beiden bildschönen TS040 trugen als Weltmeister die prestigeträchtigen Startnummern #1 und #2 und die Mannschaft aus Köln hatte die Autos im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 2 Sekunden pro Runde schneller gemacht. Das nützt aber leider gar nichts, wenn die Wettbewerber Audi und Porsche gleich 5 bis 6 Sekunden herausgeholt haben, im Wesentlichen durch Weiterentwicklung der Antriebssysteme. In der Folge hatten die beiden Toyotas mit dem Kampf ums Podium zu keiner Zeit etwas zu tun, dies war eine riesige Enttäuschung für das Team und alle Fans der Japaner. So bitter es klingt, aber die Plätze 6 und 8 waren im wahrsten Sinne des Wortes leistungsgerecht und auch mit einem 3. Auto hätte man in diesem Jahr keine bessere Position erreicht.

Und so entwickelte sich an der Spitze ein rein deutsches Duell, der interne Kampf eines einzigen Konzerns, der Volkswagen AG mit den Marken Porsche und Audi.

Porsche: Anders als Toyota hatte man die Lektion aus dem letzten Jahr gelernt und war mit einem 3. Auto an der Sarthe erschienen. Das zusätzlich benötigte Fahrertrio rekrutierte man aus dem eigenen GT-Fahrerkader (Earl Bamber und Nick Tandy), zusätzlich wurde Formel-1-Star Nico Hülkenberg engagiert. 6 Jahre nach Sébastien Bourdais nahm mal wieder ein aktiver Formel-1-Pilot am Rennen in Le Mans teil.

Audi: Nachdem es im letzten Jahr etwas an Speed mangelte, hatten die Ingolstädter für dieses Jahr nachgelegt und traten mit mehr Elektropower (4-MJ) als im Vorjahr an. Nachdem man schon die beiden ersten WEC-Läufe gewonnen hatte, erwies man sich auch hier den Porsches vom Speed her mindestens ebenbürtig, meistens war man sogar schneller unterwegs. Letztendlich fiel man dann aber aufgrund von kleineren Pannen und einigen Ausritten hinter die Stuttgarter zurück.

Ausfälle bei den 3 Topteams? Keine. Die insgesamt 8 Autos von Porsche, Audi und Toyota kamen auf den Plätzen 1-8 ins Ziel, in punkto Zuverlässigkeit hatte also jedes Team seinen Job ordentlich erledigt.

Letztendlich siegte Porsche, weil man etwas tat, was in Le Mans schon immer eine wichtige Zutat zu jedem Gesamtsieg war: Man verbrachte deutlich weniger Zeit in den Boxen als die Konkurrenz. Bereits im Winter hatte man die Boxenstopps aus dem Jahr 2014 analysiert und an vielen Details gearbeitet. In der Summe sparte man 2015 bei den 30 Boxenstopps satte 6 Minuten, das sind fast 2 Runden. Hervorheben sollte man auch die Leistung der Fahrer, insbesondere Earl Bamber fuhr im Porsche #19 nachts konstant schnell. Alle 3 Fahrer fuhren gleichermaßen Vierfachstints und leisteten sich keinen einzigen Ausrutscher. Den 2. Platz belegte Porsche #17, in diesem Fahrzeug hatte sich Fahrer Brendon Hartley eine Zeitstrafe wegen Überholen unter gelber Flagge eingehandelt und etwas Pech in einer Safetycar-Phase kam auch noch hinzu. In der Summe bedeutete dies eine Runde Rückstand, die nicht mehr aufgeholt werden konnte. Den Porsche Erfolg komplettierte dann die #18 mit Platz 4.

In der GTE-Pro Klasse war es ähnlich spannend wie bei den LMP1: Gaststarter Chevrolet (die fahren immer nur einmal im Jahr außerhalb der USA) verlor im Training einen der beiden Corvette durch einen Unfall, der verbleibende Wagen setzte sich aber gegen die harte Konkurrenz von Ferrari und Aston Martin durch und gewann seine Klasse. Im nächsten Jahr wird ein weiteres Werk antreten: Ford hat am Freitag vor dem diesjährigen Rennen in einer Pressekonferenz seine Rückkehr an die Sarthe mit vier(!) Werkswagen angekündigt und verspricht 50 Jahre nach dem 1. Sieg mit dem legendären Ford-Gt40 eine Neuauflage des Duells mit Ferrari, diesmal allerdings eine Nummer kleiner in der GTE-Pro-Klasse.

Ach ja, einen neuen Zuschauerrekord gab es auch: Der Veranstalter gab den Besuch von 263.500 Fans in Le Mans bekannt.

Team LeMansZone 2015

  • Ludger Amsbeck
  • Hansgerd Bramann
  • Lars Dinesen
  • Hendrik Gerber
  • Ihno Goldenstein
  • Gerd Grau
  • Freddy Gyldenvang
  • Thomas Höving
  • Hendrik Hustert
  • Franz-Josef Jansen
  • Jan Kilbak
  • Werner Kirchmann
  • Michael Kirsch
  • Andreas Lörzer
  • Hans Pelzer
  • Thomas Queißer
  • Sebastian Raiss
  • Stefan Salewski
  • Rolf Sommer
  • Alfred Thusch

Zeltplatz: Bleu Nord

Eintrittskarte 2015

Rennergebnis