Die 24 Stunden von Le Mans 1987

Benzinkrise

Le Mans 1987

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Zuerst das Wichtigste: Für uns Fans brachte das Jahr 1987 einen riesigen Fortschritt, denn seit diesem Jahr sendet auf UKW-Frequenz "Radio Le Mans"! In den letzten beiden Jahren waren wir auf Positionsmeldungen der Streckensprecher angewiesen, die nur 1-mal pro Stunde in Deutsch und Englisch durchgesagt wurden und nicht immer aktuell waren, aber jetzt ist man jederzeit in englischer Sprache und rund um die Uhr bestens informiert.

Die Sportwagen-WM stand dieses Jahr im Zeichen des Duells zwischen Jaguar und Porsche. Zu Beginn der Saison hatte Porsche in Daytona und Sebring gewonnen - Jaguar war in Monza, Silverstone und Jerez erfolgreich. In der Schreibweise der englischen Presse las sich das so: "Coventry - Stuttgart 3:2". Die Stuttgarter brachten nun 4 Werks-Autos nach Le Mans an den Start, davon 3 Gruppe C-962 sowie den vierradgetriebenen Porsche 961 in der IMSA-GT Klasse. Weitere Porsche 962C wurden von Yves Courage, Kremer Racing, Brun Motorsport, Joest Racing und Richard Lloyd zum Rennen gemeldet. Jaguar war mit 3 von Tony Southgate designten XJR-8 LM mit 6.9 Liter-12-Zylinder Motoren dabei und auch Toyota und Nissan brachten Prototypen an den Start.

Für Porsche fing das Wochenende wenig verheißungsvoll an. Bereits im Training verschrottete Price Cobb einen der 962 bei Maison Blanche. Der Wagen war irreparabel zerstört und konnte zum Rennen nicht mehr antreten. Da waren's nur noch 3...

Das Rennen war noch keine 30 Minuten alt, und das Porsche-Sterben ging weiter: Kurz nacheinander fielen beide Joest-Porsche, ein Kremer-Porsche sowie der führende Werks-Porsche mit Jochen Mass am Steuer aus, allesamt mit Löcher in den Kolben. Man vermutete sofort ein Benzinproblem (zu geringe Oktanzahl) und orderte alle verbliebenen Porsches, auch die Privaten, zurück an die Box. Dort wurde bei allen in Windeseile ein Chip bei der Motorsteuerung ausgetauscht, worauf das Problem verschwand. Der verbliebene Werks-Gruppe-C-Porsche mit Hans Stuck, Derek Bell und Al Holbert am Steuer war ab sofort an der Spitze auf sich allein gestellt. Der Werks-Porsche war nun ab sofort der Gejagte, die Jaguare waren die Jäger. Nach dem Rennen gab es übrigens noch einen wochenlangen Schlagabtausch zwischen Porsche und dem A.C.O. über die Qualität des Benzins, welches ja vom Veranstalter für alle Teams bereit gestellt wurde. Porsche schob dem A.C.O den Schwarzen Peter zu, die Franzosen konterten mit dem Hinweis, dass alle anderen Fahrzeuge keinerlei Probleme mit dem Benzin hatten.

Gegen Abend ging Jaguar dann für einige Zeit in Führung, aber um Mitternacht hatte sich der Porsche # 17 die Spitze zurückerobert, ganz dicht gefolgt vom Jaguar # 6. Um 2:40 Uhr morgens zerlegte dann Win Percy auf Grund eines Reifenplatzers den Jaguar # 5 bei Mulsanne und verteilte die Einzelteile des Wagens auf etwa 300 Meter Streckenlänge. Wie durch ein Wunder entstieg er unverletzt den Überresten seines Autos. Die Aufräumarbeiten dauerten über 2 Stunden, währenddessen drehte das Feld hinter einem Pace-Car seine Runden.

Um sieben Uhr gab es dann ein Feuer in der Indianapolis-Kurve, Kees Nierop hatte dort den IMSA-GT Porsche 961 in die Leitplanken gesetzt.

An der Spitze hatte sich an diesem Morgen nicht viel geändert, Porsche # 17 lag mit wenigen hundert Metern Vorsprung vor Jaguar # 6, aber dann begannen bei den Engländern die technischen Probleme. Jaguar # 6 verabschiedete sich gegen 9 Uhr mit geplatzter Zylinderkopfdichtung und an Jaguar # 4 musste das Getriebe gewechselt werden. So war das Rennen im Prinzip nach 18 Stunden entschieden, Stuck, Bell und Holbert führten das Rennen souverän an und wiederholten ihren Vorjahressieg. Irgendwann gegen Mittag war der siegreiche Porsche in einer Runde deutlich länger als üblich unterwegs und anschließend kursierte das nette Gerücht, Derek Bell hätte bei Mulsanne gestoppt, um seinen Fans zuzuwinken. Für Bell war es übrigens bereits der 5. (!) Le Mans Sieg, Al Holbert stand zum 3. Mal ganz oben, Hans Stuck zum 2. Mal.

Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die beiden Wagen des Teams Primagaz Compétition, ein Porsche 962 C und ein Cougar-Porsche. Der 4. Platz ging an das Kölner Porsche-Kremer-Team und erst auf dem 5. Platz lief der verbliebene Jaguar # 4 ein, aufgrund der Reparaturen mit 30 Runden Rückstand.

Das Sauber-Mercedes Team verlor beide Autos, eines bereits nach 3 Stunden mit Getriebeschaden, das zweite im Laufe der Nacht durch einen Unfall. Ein kleines Trostpflaster für das Team war die schnellste Runde des Rennens, gefahren von Johnny Dumfries mit dem Sauber Mercedes #62.

Fazit: Ein super spannendes Rennen, wir waren begeistert! Dies war aber auch der letzte Werkseinsatz von Porsche in der Sportwagen-WM 1987, zu den restlichen Rennen der Saison traten die Stuttgarter nicht mehr an.

Team LeMansZone 1987

  • Reinhard Brügger
  • Werner Kirchmann
  • Christoph Kortmann
  • Rainer Lippke
  • Willi Meuter
  • Norbert Neugebauer
  • Alfons Schräder
  • Rolf Sommer
  • Walter Ulm

Zeltplatz: Houx Annexe

Eintrittskarte 1987

Rennergebnis