Die 24 Stunden von Le Mans 1995

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Le Mans 1995

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Für dieses Renn-Jahr wurde das Reglement geändert, um die Schlupflöcher der letztjährigen Bestimmungen zu stopfen. Die Mindestanzahl von straßenzugelassenen Fahrzeugen für eine Teilnahme in der GT1-Klasse wurde auf 25 Stück angehoben, damit war der Vorjahressieger Dauer-Porsche-962 LM aus dem Rennen.

Das größte Starterfeld hatte die GT1-Klasse, mit insgesamt 3 Ferrari F40 sowie 7 verschiedenen McLaren F1 GTR. Keines dieser Autos war ein Werkswagen, alle Fahrzeuge wurden von Privatteams eingesetzt. Die Haltbarkeit der McLaren war vor dem Rennen ein großes Fragezeichen, denn die längsten bis dahin gefahrenen Rennen mit diesem Typ dauerten max. 4 Stunden.

Bei den Prototypen gab es ebenfalls keine Werksbeteiligung. Das private Kölner Porsche-Kremer-Teams war am Start mit Thierry Boutsen, Hans Stuck und Christoph Bouchut. Dieser Porsche wurde von vielen vor dem Rennen als Favorit gehandelt, vor allem, falls es regnen sollte. Was es dann auch reichlich tat, aber das Rennen sollte anders ausgehen!

Ein weiterer Anwärter auf den Gesamtsieg und zusätzlich Lokalfavorit war das französische Courage Team (ebenfalls mit Porsche-Motor). Mit Bob Wollek, Mario Andretti und Eric Helary verfügten sie über ein ebenfalls sehr prominentes und schnelles Fahrertrio. Eine kleine Überraschung war allerdings die Rückkehr der Marke Ferrari mit einem Prototyp nach Le Mans, 22 Jahre nach dem letzten Einsatz dieser Marke in der Topkategorie. Allerdings handelte es sich nicht um einen Werkseinsatz, denn der 333SP war von vorneherein als Kundenfahrzeug konzipiert. Der Wagen wurde eingesetzt von dem italienisch-amerikanischen "Euro-International-Team". Prominentester Fahrer war der ehemalige französische Formel-1-Pilot René Arnoux. Weit kam das Auto allerdings nicht, bereits nach 20 Minuten war durch einen Motorschaden Feierabend.

"Rückkehrer" des Jahres war Derek Bell, der erst im vorigen Jahr seinen Abschied verkündet hatte. Zusammen mit seinem Sohn Justin und Le-Mans-Sieger Andy Wallace steuerte er einen der McLaren.

Die schnellsten Trainingszeiten wurden von den Prototypen des französischen WR-Peugeot-Teams erzielt, die #8 und #9 teilten sich die erste Startreihe. Aufgrund der notorisch technischen Unzuverlässigkeit rechnete aber niemand damit, dass diese beiden Autos ins Ziel kommen würden - was sie dann auch nicht taten.

Der Start: Nach kurzem Strohfeuer der WR-Peugeot übernahmen die McLaren die Führung, zunächst die # 49 mit John Nielsen/Jochen Mass /Thomas Bscher, gefolgt vom Courage mit Andretti/Wollek/Helary. Der Dauerregen hatte mittlerweile zahlreiche Unfälle zur Folge, die aber alle glimpflich ausgingen. Um Mitternacht lagen dann die McLaren's auf den Plätzen 1 bis 5. Eine der Hauptursachen dafür waren wohl die katastrophalen Wetterbedingungen, welche die GT1-Fahrzeuge mit mehr Bodenfreiheit leichter bewältigten, sie hatten deutlich weniger mit Aquaplaning zu kämpfen als die Prototypen.

Die Prototypen hatten viele Probleme: Vorentscheidend für den Ausgang des Rennens war wohl der Crash von Mario Andretti: Beim Durchfahren der Porsche Kurven hatte er einen Kremer-Porsche-K8 vor sich. In der Annahme, es wäre die #4 mit "Regenkönig" Hans Stuck am Lenkrad, kalkulierte Andretti seinen Bremspunkt und das geplante Überholmanöver entsprechend. Leider war es aber der Kremer Porsche #3 mit dem deutlich langsameren Antonio Herrmann am Steuer. Dieser bremste erheblich früher als Mario Andretti vermutete, das darauffolgende nötige Ausweichmanöver endete in den Leitplanken der Porsche-Kurven. Der Courage schaffte es noch bis zu den Boxen, die fälligen Reparaturen kosteten allerdings volle 6 Runden, die bei Rennende bitterlich fehlen sollten. Ohne diesen Unfall hätte Mario Andretti wohl die einzige Lücke (Le-Mans-Sieg) in seinem ansonsten vollständigen Rennfahrer-Lebenslauf (Indy 500 Sieger, F1-Weltmeister,...) füllen können, denn das Team lag im Ziel nur 1 Runde hinter dem Sieger.

Gegen 3 Uhr morgens, als die Wetterbedingungen immer katastrophaler wurden, zum Regen kam auch noch Nebel hinzu, schlug die große Stunde des Finnen JJ Lehto auf dem McLaren #59. Bis dahin auf dem 3. Platz liegend, kam er mit den schwierigen Wetterbedingungen bei Regen und Dunkelheit am besten zurecht und fuhr zeitweise bis zu 10 Sekunden pro Runde schneller als alle anderen Teilnehmer!

In den letzten Stunden spielte sich dann ein Duell zwischen dem McLaren #59 und dem Harrods-McLaren #51 ab. Um ein Haar wäre für Derek Bell noch ein 6. Le-Mans-Sieg dabei herausgesprungen, aber durch Probleme mit dem Anlasser, der bei jedem Boxenstopp Probleme machte, fiel sein Auto auf den 3. Platz zurück.

Am Ende wurde es ein Gesamtsieg für die #59, mit dem wohl kaum einer gerechnet hatte, denn es ist bisher selten vorgekommen, dass ein absolut neues Auto in Le Mans auf Anhieb siegreich war. Weitere McLaren folgten auf den Plätzen 3, 4 und 5.

Die siegreichen Fahrer hatten alle Grund, sich zu freuen: Für JJ Lehto war es der 1. Sieg in Le Mans und der Japaner Masanori Sekiya wurde der erste japanische Sieger in der Geschichte dieses Rennens, zuhause in der Heimat hatte er damit sofort Popstar-Status. Bemerkenswert ist auch der Erfolg des Franzosen Yannick Dalmas: Er gewann nach 1992 und 1994 bei seiner erst 5. Teilnahme jetzt schon zum 3. Mal in Le Mans, und dies jedes Mal in einem völlig anderen Auto und mit einem anderen Team.

Übrigens: Beim Sponsor des siegreichen McLaren, der "Tokyo Ueno Clinic", handelte es sich um eine japanische Klinik für Schönheitsoperationen, die auf Penisse spezialisiert ist. Kein Witz!

Team LeMansZone 1995

  • Diddy Born
  • Reinhard Brügger
  • Ihno Goldenstein
  • Werner Kirchmann
  • Michael Kirsch
  • Christoph Kortmann
  • Alfons Schräder
  • Rolf Sommer
  • Thomas Zander
  • und noch ein Michael...

Zeltplatz: Houx Annexe

Eintrittskarte 1995

Rennergebnis